„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“

Zurzeit geschieht oft genau das Gegenteil — GDL und Deutsche Bahn, Bauernproteste und in deren Windschatten dubiose Gruppierungen. Gespräche und Auseinandersetzungen sind härter und aggressiver geworden. Meinungen stehen unversöhnlich gegenüber. Es wird nicht argumentiert, sondern geurteilt und verurteilt.

Der Stress in der Gesellschaft ist größer geworden, so sagt es ein wohlbekannter Soziologe, Hartmut Rosa heißt er. Nach Corona sind die Menschen erschöpft.

Und wir haben ja keine Pause. Es geht weiter mit den großen Veränderungen durch die Digitalisierung und den Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz, der Krieg Russlands gegen die Ukraine, das Leid der Menschen in Israel und Gaza, die Angst vor einer Klimakatastrophe. Ich kann das nachvollziehen und merke es bei mir selbst. Manchmal bin ich dünnhäutig.

Und ja, wenn dann noch Kritik dazukommt, ich weiß nicht, ob ich da immer angemessen reagieren kann. Was bedeuten die Worte des Paulus in solchen Situationen? Ich glaube, sie bedeuten nicht, allem Streit aus dem Weg zu gehen und Auseinandersetzungen zu vermeiden. Meinungsverschiedenheiten sind normal. Es ist auch normal, dass Menschen unterschiedliche Interessen haben. Konflikte müssen ausgetragen werden, man kann sie gar nicht verhindern, sie arbeiten sich immer wieder an die Oberfläche. Aber es sollte fair zugehen.

Es ist ein hoher Anspruch, den Paulus hat: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“ Wenn viele Menschen das beherzigen, würde es die Welt sicher besser machen.

Dabei geht es gar nicht um die großen Gefühle. Es reicht eigentlich schon, liebevoller miteinander umzugehen — das heißt: freundlicher und respektvoller. Damit wäre schon viel gewonnen.

„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.” Diese Worte hat Paulus in einem Brief an die Gemeinde in Korinth geschrieben. In der jungen christlichen Gemeinde in Korinth gibt es eine harte Auseinandersetzung über so manches, was wir uns heute nur schwer vorstellen können – also, z.B. ob Fleisch gegessen werden darf, das von heidnischen Opferritualen stammt. Oder es wird gestritten, ob Gemeindeglieder gegeneinander vor Gericht gehen dürfen. Oder, wer an der Abendmahlsfeier teilnehmen darf und wer nicht.

Immer wieder steht der Zusammenhalt der Gemeinde auf dem Spiel, da geht es wirklich um Grundsatzentscheidungen. Und weil die Gemeinde unter Stress steht, mahnt Paulus eindringlich, alles in Liebe zu tun. Dabei fordert er die Liebe nicht nur als ein gutes zwischenmenschliches Benehmen ein. Sondern er erinnert die Gemeinde daran, dass es Gottes Liebe ist, die das Leben trägt.

Und er erinnert daran, dass diese Liebe in Jesus Christus besonders sichtbar geworden ist. Paulus redet von der Liebe Gottes als Kraftquelle für das eigene Leben.

Er ist überzeugt: Menschen brauchen die Verbindung zu dieser Liebe, um eigene Schwäche zu überwinden, um auch unter Druck standhalten zu können und um in einem guten Sinn liebevoll füreinander da sein zu können.

Wir haben in diesem Jahr auch so vieles vor uns — anstrengende Entscheidungen und komplizierte Entwicklungen in unserer Gemeinde und in unserer Region Langenhorn, vermutlich viele Diskussionen untereinander und mit unseren „Glaubensgeschwistern” in den anderen Gemeinden.

Darum wünsche ich uns von Herzen für das neue Jahr 2024, dass wir die Liebe Gottes als eine Kraftquelle für unser Leben erfahren. Gott möge uns stärken in allem, was wir an Lasten und Belastungen zu tragen haben — durch die Kraft des Heiligen Geistes und durch liebevolle Menschen an unserer Seite. Möge Gott uns dabei helfen, alles, was wir tun, in Liebe zu tun.

Pastorin Astrid Wolters