Abschied von St. Jürgen-Zachäus

„Gehen Sie am besten zu Herrn Gätjens, das ist der Vorsitzende des Kirchenvorstandes, und er ist sehr nett”. Mit diesen Worten von Propst Hans-Joachim Tetzlaff begann am 14. Dezember 1986 mein Dienst in der St. Jürgen-Gemeinde Langenhorn. Schnell durfte ich in das viel zu große Pastorat einziehen — als neunter Pastor seit Bestehen der 1937 eingeweihten Kirche.

Ich war geprägt durch die 25 Jahre jüngere Fuhlsbüttler St. Marien Gemeinde, deren Gottesdienste sich durch eine hochkirchliche Liturgie und viel Chorgesang auszeichneten. In St. Jürgen spielte insbesondere durch Volkmar Lange und Klaus Herrmann der diakonische Aspekt eine große Rolle. Neben der Arbeit mit Kindern, Konfirmanden und Jugendlichen fiel mir auf, wie konsequent der Dienst an den älteren und oft alleinstehenden Menschen im Zentrum stand. So war unsere Altentagesstätte am Holitzberg stets gut besucht.

Lesung von Wolfgang Peper bei der Nacht der Kirchen

Bei der Nacht der Kirchen

Auch der Gottesdienst in St. Jürgen erlaubte eine große Bandbreite an Möglichkeiten. Nicht zuletzt wegen der großen Turmhaube, die unser Kirchgebäude an eine Dorfkirche erinnert, wurden viele Taufen, Trauungen, Konfirmationen und Trauerfeiern abgehalten. Pastor Eberhard Schmidt führte mich freundlich und mit viel Verständnis in den Gottesdienst ein. Familiengottesdienste waren stets gut besucht: Unser Lieblingshund „Georgie” führte durch das Programm.

In den Jahren vor der Wende 1989 pflegte die Gemeinde konsequent den Kontakt zur Partnergemeinde Rethwisch in Mecklenburg. Unmittelbar nach dem Mauerfall besuchten einige Mecklenburger den Sonntagsgottesdienst in St. Jürgen: ein für uns alle tief anrührender Moment. Unser Kirchenmusiker Walter Gödecke verstand es, Fest, Freude und den Glauben an Gott zu verbinden. Überhaupt war er es oft — auch zu Taufen, Trauungen und Trauerfeiern —, der die Stimmung eines Gottesdienstes buchstäblich „vertonen” konnte. Zusammen mit dem großen Posaunenchor hörte ich die geistliche Musik so als festliches Ereignis und als eigenständige Form von Predigt: Das weihnachtliche „O, du fröhliche” werde ich nicht vergessen. Es ist schön, dass wir jetzt mit Xiaojing Sheng eine fröhliche neue Kantorin bekommen haben. Zu unserem Team gehörte auch Helga Stoll. Sie versteht es mit ihrem Kreis von Ehrenamtlichen bis heute, Einladungen zu besonderen gemeindlichen Veranstaltungen ästhetisch wundervoll in Schaukästen und Plakatformen zu „bewerben”, nicht ohne Humor und mit herrlichen Einfällen der Gruppe.

Wolfgang Peper mit Tauffamilie

Wolfgang Peper mit Tauffamilie

Neben meinen Hausbesuchen war es das Treffen „Kaffee, Kultur, Glaubenssachen”, das mich immerwieder herausforderte.

Von der „Sternenkunde über „Unsere alte Penne” , Heimatgeschichten der Kindheit”, „Ausfahrt in die Partnergemeinde nach Mecklenburg”, „Was liest Du gerade?” oder Seniorenfeiern zum Advent konnten wir immer wieder Gäste gewinnen — nicht zuletzt mit Hilfe eines sehr aufmerksamen Teams unter der Leitung von Rosemarie Grahl. Ich bin dankbar, wie selbstverständlich viele ehrenamtliche Mitarbeitende bis heute unsere Gemeinde gestalten, ja Freude daran haben.

“Dank sei Gott!”

Diese Zusammenarbeit und der damit verbundene Ideenreichtum, wie etwa in unserer „Biographiewerkstatt”, war für mich über die vielen Jahre prägend und beglückend. Es ist schön, ja unerlässlich, dass sich nun die evangelischen Langenhorner Gemeinden mehr und mehr zusammenschließen wollen.

Unsere langjährige Vorsitzende des Kirchenvorstandes, Arnhild Kleemann, hatte immer die Verbindung zu den Nachbargemeinden im Blick und schon früh ein Zusammengehen, auch aus finanziellen Gründen, gefördert. Meine Amtsschwester Pastorin Astrid Wolters, die unsere Gemeinde seit ihrem ersten Semester kennt und ihren Schwerpunkt in der Zachäuskirche hat, unterstützt eine Zusammenarbeit mit den Langenhomer Nachbarn. Ich wünsche ihr dabei von Herzen Geduld und weiter gutes Gelingen.

Auf diesem Wege sage ich allen angestellten und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, aber auch meinen beiden Töchtern und ganz besonders meiner Frau Sabine ein herzliches „Dank sei Gott!”

Ihr und Euer Wolfgang Peper