Ergreifender Abend in der Ansgarkirche zum Totensonntag 2025
Es war kalt, aber sonnig, als sich die Tore zur Ansgarkirche zum Einlass öffneten. Sonnig war auch der Empfang der Besucher, die sich dieses Mal zu einem großen Teil mit neumodischen Eintrittskarten im Internet versorgt hatten. Gäste und Einlasskontrolle haben das aber wie selbstverständlich abgewickelt. Da sag einer, dass unser Publikum mit so etwas überfordert wäre… Steht zwar überall in der Zeitung, stimmt aber nicht immer: mancher Jüngere muss sein Herz in dieser Sache eher über die Hürde werfen als die ältere Generation! Aber das nur am Rande…
Was allerdings Jung und Alt herausforderte, war das Eröffnungsstück komponiert von Erics Ešenvalds. Ein schwirrender Klangkosmos aus Chor und lediglich zwei Streichinstrumenten: eine Bratsche auf der Orgelempore und ein Cello positioniert vor dem Chor im Altarraum. Minuten des Eintauchens in eine Welt der gesummten Töne und gesungenen Vokale. Sie umrahmen den liturgischen Text, der dem Thema „Tod“ schon die Richtung weist: In Paradisum! Sonst nur Sprachlosigkeit im Angesicht des Todes.
Dann eine Zeitreise von der musikalischen Jetztzeit in die romanische Klosterwelt und ihre gregorianische Musik: Unter Leitung von Norbert Hoppermann (er begleitet die Konzerte in Ansgar seit vielen Jahren am Continuo) sang in bestechend einstimmiger und ausdrucksvoller Weise die Schola Cantorum Ansgarii. Man sah sie nicht, aber man fühlte und hörte die Mönche in ihren Kutten singen.
Der Brief Mozarts an seinen Vater als Lesung durch Daniel Hagemann wies den Weg zum Requiem. Mit den seufzenden Motiven im Orchester als Auftakt für die flehentliche Bitte um ewige Ruhe, mit der der Chor beginnt. Schon hier zeigt sich, dass die Ansgarkantorei musikalisch stetig weiter gewachsen ist: technisch präzise, dynamisch elegant, tongebend professionell.
Ein Schauermoment war der Übergang von der Lesung aus der Offenbarung des Johannes zurück zu Mozarts Requiem. Daniel Hagemann steigerte die Lautstärke, bis der Text gipfelt in der Aussage mit sich überschlagender Stimme „Der Tag, an dem sie Gericht halten, ist jetzt gekommen. Wer kann da bestehen?“ Die Frage klingt noch im Raum, da setzen Chor und Orchester im stärksten Fortissimo mit dem „Dies irae“ ein. Das ließ niemanden kalt!
Zeit zum Reflektieren bot die Schola unterwegs im Requiem: purer Text mit purem gregorianischen Choral. Meisterlich!
Nach dem letzten Ton des Requiem: Ruhe! Aber es fehlt noch die Rückkehr in die Zeit von heute. Mit Kim Andre Arnesens „Even when he is silent“, ein berührendes Stück, das auf unglaubliche Weise den unerschütterlichen Glauben an die Liebe und Gott transportiert (auch unter unbeschreiblichen Bedingungen), neigt sich der Abend mit dieser Gewissheit.
Das gregorianische „In Paradisum“ – von Schola und Chor gemeinsam gestaltet – schließt als liturgische Klammer diese Dramaturgie ab.
Eine eindrucksvolle Inszenierung!
Zum Schluss: stille Andacht, Gebetsglocke. Dann begeisterter, erlösender Applaus des Publikums im Stehen. Blumen für Solisten und Kantorin.
KMD Julia Götting hat die Ansgarkantorei in der Zeit ihres Wirkens zu einem Klangkörper entwickelt, der sich aus professioneller Perspektive dynamisch, klangtechnisch und präzisionsmäßig ohne Übertreibung in die musikalische Oberliga heraufgearbeitet hat in den vergangenen Jahren. Alle Achtung!
Ach so: die Ansgargemeinde und der Verein Kirchenmusik Langenhorn unterstützten dieses Konzert mit kräftigen Finanzspritzen.
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Denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieb!

