Achtgeben auf die Hoffnungszeichen

Strahlend blauer Himmel und eine weiße Schneedecke auf den Feldern — Winter — ich möchte gleich losspazieren und die kühle Luft einatmen. Ich glaube genau zu wissen, wie es sich anfühlt. Und dann schleicht sich der Gedanke ein: möge es doch mal wieder so richtig schön Winter und Weihnachten werden. Kennen Sie diese Sehnsucht? Ohne Sorgen um Heizkosten bei tiefen Temperaturen oder Ansteckungsgefahren auf dem Weihnachtsmarkt, mit Freude die ganze Familie zusammenrufen oder in der gut gefüllten Kirche die Christmette feiern …

In den letzten Jahren war es schon anstrengend, aber es scheint immer noch eine Steigerung zu geben. Wenn mich solche Gedanken unruhig werden lassen, dann versuche ich ganz bewusst an die Weihnachtsgeschichte zu denken und sie von unserer traditionellen “Wohlfühlatmosphäre” zu befreien. Jesus wurde in einem Stall geboren unter denkbar schlechten Bedingungen. Von Hygiene konnte wohl kaum die Rede sein und die einzige Wärmequelle waren die Tiere, die aber auch ihren ganz eigenen Duft verströmt haben. Und kurz nach der Geburt wird die junge Familie nicht gefeiert und umsorgt, kann sich die Mutter nicht ausruhen und das Kind in sauberen Kissen wohlig schlafen — sie müssen sich auf die Flucht begeben, denn ihr Leben ist bedroht. Bilder, die in diesen Tagen von erschreckender Realität sind. Aber — und dieses Aber möchte ich mir immer wieder ganz deutlich sagen — aber aus diesem dramatischen Beginn hat Gott Gutes werden lassen.

Im Advent hören wir die alten Verheißungen der Propheten. Sie sprechen von der Erwartung dessen, der alle menschliche Hoffnung trägt und erfüllt. So spüren wir unsere eigene Sehnsucht, wenn wir diese Worte hören und wissen doch zugleich, dass das Himmelreich bereits mitten unter uns ist. Wir sind schon unterwegs auf den Spuren des Sohnes Gottes. Und wenn wir müde werden und die Hoffnung schwindet angesichts des Weltgeschehens, dann ist es gut, sich im Advent wieder der Sehnsucht nach Frieden und Gerechtigkeit hinzugeben und nach dem, der uns erlöst. Das „es ist schon da” und das „noch nicht” gehören zusammen im Christsein. Das gilt es auszuhalten und auch zu nutzen. Der Advent führt uns von unserer Sehnsucht zu den Zeichen der Hoffnung und zu Christus. Sehnsucht und Hoffnung sind die Wegbereiter für Christus in dieser Welt.

Deshalb sind die Hoffnungszeichen so wichtig für uns. Sie führen zu Gott und damit zu dem, der Anfang und Ende ist, der die Welt in seinen Händen hält und der immer schon da ist und der als hilfsbedürftiges Kind in unsere Welt gekommen ist. Machen Sie doch Ihre Adventszeit zu einer Zeit, in der Sie besonders achtgeben auf die Hoffnungszeichen, die überall sichtbar werden, wenn man beginnt nach ihnen Ausschau zu halten.

Pastorin Astrid Wolters

Der Prophet Jesaja schreibt (Kapitel 11):

Und es wird ein Reis hervorgehen aus dem Stamm Isais und ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht bringen. Auf ihm wird ruhen der Geist des HERRN, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des HERRN.

 

Bild: gemeindebrief_de